Mittwoch, 20. März 2019

Mayerhofen 1991 - Klettermeisterschaft

"Über den Kletterwettkampf in Mayrhofen 1991 findet sich im Netz kein einziger Eintrag."

schreibt Bernhard Lechner im Blog "Climbing Plus" von Horst Jobstraibitzer.

 Nun, ich will ein bisserl Abhilfe schaffen.

Ich kletterte ein Jahr in der Meisterschaft mit. Das war für mich ein ziemliches Abenteuer, da sämtliche meiner Athleten-Kollegen, für die der Begriff "Athlet" im Gegensatz zu mir passend war - mindestens zwei Schwierigkeitsgrade schwerer kletterten als ich. Das Bild ist zwar nicht aus Mayerhofen, aber ich glaube, von einem meiner ersten Wettkämpfe.


Meine größte Panik war immer: Du gehst hinaus, Scheinwerferlicht, Saal voller Zuschauer ... gehst zum ersten Griff und HEBST NICHT VOM BODEN AB!!
Nun, zu meiner grenzenlosen Erleichterung ist mir das nie passiert. Ich habe mir nämlich ausschließlich die ersten Griffe angeschaut. Ich bin natürlich nie ins Halbfinale  gekommen. Mein Erfolgserlebnis war jedes Mal, nicht letzter zu werden.

Mangels Kletterkönnen musste ich taktisch vorgehen. Ich habe zum Beispiel mein Magnesiasackerl weggelassen, weil ich sowieso nie die Kraft gehabt hätte, hineinzugreifen (und die anderen eh genug Magnesia auf den Griffen hinterließen).

In Mayrhofen sollte dann meine große Stunde schlagen.Ja, es war genau so, wie in Climbing plus beschrieben.
Ich ging hinaus, sah hinab in den Graben und sah sofort: Dort unten ist meine Challenge. 90% der Begutachtungszeit sah ich nur dort hinunter. Während alle anderen hinaufblickten, irgendwo oben (wo ich eh nie hinkomme) irgendwelche Kombinationen auswendig lernten, lernte ich nur den ersten Zug auswendig. Es muss ein lustiges Bild abgegeben haben: Eine Gruppe von Kletterern steht vor der Wand, den Kopf in den Nacken gelegt - bis auf einen, der schaut nur nach unten.
Tja, und ich schaffte ihn, diesen ersten Zug. Ich gehörte zu denen, die aus dem Orchestergraben herauskamen. Danach kam eine Querung,  bei der ich keine Chance sah und deswegen sprang ich vom ersten Griff der Querung nach oben und war daher (es zählte damals die Höhe)  weiter als alle, die in dieser Querung runterfielen.
Somit war ich das erste und einzige Mal im Halbfinale und wurde sogar - für meine Begriffe unglaublicher - 16. in der Gesamtwertung.
Damals konnte ich bestenfalls 7+ klettern.
Ich habe daher an Mayrhofen sehr schöne Erinnerungen.
Im Gegensatz zu den Zuschauern, die von den meisten Athleten nur die rechte Hand über die Grabenkante auf- und sofort wieder abtauchen sahen.

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