Dienstag, 15. Oktober 2019

Fast 40 Jahre nach der Erstbegehung ...

... habe ich das Glück, noch einmal die Route "Emmentaler" am Peilstein zu klettern.

Das kam so: Mein alter Freund Herbert Mayerhofer, mein etwas jüngerer Freund Michi Katzler  und ich beschlossen, eine Wanderung zum Peilstein zu machen, mit ein bißchen Klettern.


Nach ein bißchen Einklettern ergriff ich die Gelegenheit, einen Bergführer dabei zu haben, beim Schopf. Ich bat ich Herbert, er möge mich den "Emmentaler" hinaufführen, eine Route, die ich 1980 erstbegangen hatte. Im Schall-Führer von 1985 ist sie mit 6- bewertet.

Ich habe den Verdacht, dass es eine der letzten Routen war, die traditionsgemäß "von unten" eingerichtet wurde. Früher kletterte man sämtliche Routen am Peilstein "von unten".

Das war der Stil, in dem ich aufgewachsen bin. Hammer, Haken und viel Mut. Das Bild stammt aus dem Landl/Peterka aus dem Jahr 1949.

So in etwa kletterte ich:


 
Das Einrichten durch Abseilen gab es nicht. Das änderte sich rasch: Um 1980 war die Zeit, wo man vermehrt Leute mit Bohrmaschine sich über Wandteile abseilen sah, die Routen einbohrten und dann irgendwann kletterten.
Ich war ein Gegner dieser Praktik (siehe auch am Ende des Textes), aber ich wußte, dass sich im anarchistischen Raum des Kletterns immer die mächtigere (man kann ruhig auch sagen: rücksichtslosere) Technik durchsetzt - und da war meine Vorgehensweise deutlich unterlegen.
Eine schwierige Route von unten einrichten ist jedenfalls ein längeres Projekt, als innerhalb einer Stunde von oben her einbohren.

Wie immer, jetzt schreiben wir 2019, der letzte Quadratmeter ist mit Bohrhakenrastern überzogen.
Ich bin die Route sicher das letzte Mal vor 30 Jahren geklettert und bin fasziniert, wie mutig ich damals war.


 Das war der erste Schritt ins neuland, damals konnte ich einen guten Haken schlagen, der war allerdings dort, wo Herbert den rechten Fuß hat. Andererseits ist darunter ausreichend Luftstand auch für eine lange Brezn. Gesichert hat übrigens meine damalige Freundin Kathi Langer (mit der ich später für einige Jahre verheiratet war).

 Dann geht es einige Meter hinauf, wo ich eine kleine Sanduhrschlinge legen konnte.
Vor dem letzten Überhang konnte ich noch gut stehen und einen Haken schlagen.
Hier meistert Herbert diese Stelle bravourös.


Herbert hat mich dann auch noch von meinem Filmpunkt mit hinunter genommen:




Ich bin dann nachgestiegen und habe mich schon sehr geplagt. Mir erscheint 6- eher unterbewertet.
Es war jedenfalls ein sehr nettes Erlebnis. Danke, Herbert, danke Michi.




Zum Anhang noch ein Artikel, den ich 1984 für den Schall-Führer geschrieben habe:

















Mittwoch, 20. März 2019

Mayerhofen 1991 - Klettermeisterschaft

"Über den Kletterwettkampf in Mayrhofen 1991 findet sich im Netz kein einziger Eintrag."

schreibt Bernhard Lechner im Blog "Climbing Plus" von Horst Jobstraibitzer.

 Nun, ich will ein bisserl Abhilfe schaffen.

Ich kletterte ein Jahr in der Meisterschaft mit. Das war für mich ein ziemliches Abenteuer, da sämtliche meiner Athleten-Kollegen, für die der Begriff "Athlet" im Gegensatz zu mir passend war - mindestens zwei Schwierigkeitsgrade schwerer kletterten als ich. Das Bild ist zwar nicht aus Mayerhofen, aber ich glaube, von einem meiner ersten Wettkämpfe.


Meine größte Panik war immer: Du gehst hinaus, Scheinwerferlicht, Saal voller Zuschauer ... gehst zum ersten Griff und HEBST NICHT VOM BODEN AB!!
Nun, zu meiner grenzenlosen Erleichterung ist mir das nie passiert. Ich habe mir nämlich ausschließlich die ersten Griffe angeschaut. Ich bin natürlich nie ins Halbfinale  gekommen. Mein Erfolgserlebnis war jedes Mal, nicht letzter zu werden.

Mangels Kletterkönnen musste ich taktisch vorgehen. Ich habe zum Beispiel mein Magnesiasackerl weggelassen, weil ich sowieso nie die Kraft gehabt hätte, hineinzugreifen (und die anderen eh genug Magnesia auf den Griffen hinterließen).

In Mayrhofen sollte dann meine große Stunde schlagen.Ja, es war genau so, wie in Climbing plus beschrieben.
Ich ging hinaus, sah hinab in den Graben und sah sofort: Dort unten ist meine Challenge. 90% der Begutachtungszeit sah ich nur dort hinunter. Während alle anderen hinaufblickten, irgendwo oben (wo ich eh nie hinkomme) irgendwelche Kombinationen auswendig lernten, lernte ich nur den ersten Zug auswendig. Es muss ein lustiges Bild abgegeben haben: Eine Gruppe von Kletterern steht vor der Wand, den Kopf in den Nacken gelegt - bis auf einen, der schaut nur nach unten.
Tja, und ich schaffte ihn, diesen ersten Zug. Ich gehörte zu denen, die aus dem Orchestergraben herauskamen. Danach kam eine Querung,  bei der ich keine Chance sah und deswegen sprang ich vom ersten Griff der Querung nach oben und war daher (es zählte damals die Höhe)  weiter als alle, die in dieser Querung runterfielen.
Somit war ich das erste und einzige Mal im Halbfinale und wurde sogar - für meine Begriffe unglaublicher - 16. in der Gesamtwertung.
Damals konnte ich bestenfalls 7+ klettern.
Ich habe daher an Mayrhofen sehr schöne Erinnerungen.
Im Gegensatz zu den Zuschauern, die von den meisten Athleten nur die rechte Hand über die Grabenkante auf- und sofort wieder abtauchen sahen.

Donnerstag, 7. Februar 2019

Däumling-Klettersteig im Winter

Pistenfahren ist langweilig, der Tiefschnee ist schlecht, Zeit für ein Abenteuer. Der Däumling-Klettersteig hat mich schon länger angelacht.

Er führt über diesen Grat auf den Gartnerkogel:

 Ich plante, bis zur dritten Seilbrücke zu klettern und von dort abzuseilen:
 ... und ich hatte Gelegenheit, neue Teile auszuprobieren. Je mehr meine Kraft nachlässt, desto mehr muss ich Gewicht sparen.
So nehme ich 30 m 6 mm Dyneemaseil, einen Escaper, mit dem ich die vollen 30 m abseilen kann, einen Leichtgurt, Leichtsteigeisen, Leicht-Biwaksack.

 Weiters Mini-Stirnlampe, Ersatzaugengläser, natürlich Schaufel, Sonde, VSGerät.
Statt des Klettersteigsets etwas selbstgebasteltes und eine Bandschlinge. Einen Schraubkarabiner zum Abseilen.
Passt alles in einen kleinen Rucksack, mitsamt den Bergschuhen.



Bis zum Anseilplatz gehts mit Liften und Alpinski, dort wechsle ich auf "Hochalpin".
Die Steigeisen erweisen sich als tauglich und auch notwendig. 

Einige Passagen gehe ich drei Mal, weil ich ein Video drehen möchte. Zum Beispiel die erste Seilbrücke.

 Wo es schneefrei ist, gehts gemütlich dahin, am unangenehmsten sind glatte, geneigte Platten. Ich denke, es wäre besser gewesen, die Steigeisen anzulassen.





 Das Abseilen mit dem Escaper ist spannend, hat aber gut geklappt. 
Nachteil ist, dass er sich leichter verängen kann als nur ein Seilende.
 







Die Tour war ziemlich anspruchsvoll und ist im Winter kein Nachmittagsspaziergang. Ich war einigermaßen gefordert.

Und hier ist das Video:  
https://youtu.be/tPBkCpmTu8U


https://youtu.be/tPBkCpmTu8U