Dienstag, 15. Oktober 2019

Fast 40 Jahre nach der Erstbegehung ...

... habe ich das Glück, noch einmal die Route "Emmentaler" am Peilstein zu klettern.

Das kam so: Mein alter Freund Herbert Mayerhofer, mein etwas jüngerer Freund Michi Katzler  und ich beschlossen, eine Wanderung zum Peilstein zu machen, mit ein bißchen Klettern.


Nach ein bißchen Einklettern ergriff ich die Gelegenheit, einen Bergführer dabei zu haben, beim Schopf. Ich bat ich Herbert, er möge mich den "Emmentaler" hinaufführen, eine Route, die ich 1980 erstbegangen hatte. Im Schall-Führer von 1985 ist sie mit 6- bewertet.

Ich habe den Verdacht, dass es eine der letzten Routen war, die traditionsgemäß "von unten" eingerichtet wurde. Früher kletterte man sämtliche Routen am Peilstein "von unten".

Das war der Stil, in dem ich aufgewachsen bin. Hammer, Haken und viel Mut. Das Bild stammt aus dem Landl/Peterka aus dem Jahr 1949.

So in etwa kletterte ich:


 
Das Einrichten durch Abseilen gab es nicht. Das änderte sich rasch: Um 1980 war die Zeit, wo man vermehrt Leute mit Bohrmaschine sich über Wandteile abseilen sah, die Routen einbohrten und dann irgendwann kletterten.
Ich war ein Gegner dieser Praktik (siehe auch am Ende des Textes), aber ich wußte, dass sich im anarchistischen Raum des Kletterns immer die mächtigere (man kann ruhig auch sagen: rücksichtslosere) Technik durchsetzt - und da war meine Vorgehensweise deutlich unterlegen.
Eine schwierige Route von unten einrichten ist jedenfalls ein längeres Projekt, als innerhalb einer Stunde von oben her einbohren.

Wie immer, jetzt schreiben wir 2019, der letzte Quadratmeter ist mit Bohrhakenrastern überzogen.
Ich bin die Route sicher das letzte Mal vor 30 Jahren geklettert und bin fasziniert, wie mutig ich damals war.


 Das war der erste Schritt ins neuland, damals konnte ich einen guten Haken schlagen, der war allerdings dort, wo Herbert den rechten Fuß hat. Andererseits ist darunter ausreichend Luftstand auch für eine lange Brezn. Gesichert hat übrigens meine damalige Freundin Kathi Langer (mit der ich später für einige Jahre verheiratet war).

 Dann geht es einige Meter hinauf, wo ich eine kleine Sanduhrschlinge legen konnte.
Vor dem letzten Überhang konnte ich noch gut stehen und einen Haken schlagen.
Hier meistert Herbert diese Stelle bravourös.


Herbert hat mich dann auch noch von meinem Filmpunkt mit hinunter genommen:




Ich bin dann nachgestiegen und habe mich schon sehr geplagt. Mir erscheint 6- eher unterbewertet.
Es war jedenfalls ein sehr nettes Erlebnis. Danke, Herbert, danke Michi.




Zum Anhang noch ein Artikel, den ich 1984 für den Schall-Führer geschrieben habe:

















Mittwoch, 20. März 2019

Mayerhofen 1991 - Klettermeisterschaft

"Über den Kletterwettkampf in Mayrhofen 1991 findet sich im Netz kein einziger Eintrag."

schreibt Bernhard Lechner im Blog "Climbing Plus" von Horst Jobstraibitzer.

 Nun, ich will ein bisserl Abhilfe schaffen.

Ich kletterte ein Jahr in der Meisterschaft mit. Das war für mich ein ziemliches Abenteuer, da sämtliche meiner Athleten-Kollegen, für die der Begriff "Athlet" im Gegensatz zu mir passend war - mindestens zwei Schwierigkeitsgrade schwerer kletterten als ich. Das Bild ist zwar nicht aus Mayerhofen, aber ich glaube, von einem meiner ersten Wettkämpfe.


Meine größte Panik war immer: Du gehst hinaus, Scheinwerferlicht, Saal voller Zuschauer ... gehst zum ersten Griff und HEBST NICHT VOM BODEN AB!!
Nun, zu meiner grenzenlosen Erleichterung ist mir das nie passiert. Ich habe mir nämlich ausschließlich die ersten Griffe angeschaut. Ich bin natürlich nie ins Halbfinale  gekommen. Mein Erfolgserlebnis war jedes Mal, nicht letzter zu werden.

Mangels Kletterkönnen musste ich taktisch vorgehen. Ich habe zum Beispiel mein Magnesiasackerl weggelassen, weil ich sowieso nie die Kraft gehabt hätte, hineinzugreifen (und die anderen eh genug Magnesia auf den Griffen hinterließen).

In Mayrhofen sollte dann meine große Stunde schlagen.Ja, es war genau so, wie in Climbing plus beschrieben.
Ich ging hinaus, sah hinab in den Graben und sah sofort: Dort unten ist meine Challenge. 90% der Begutachtungszeit sah ich nur dort hinunter. Während alle anderen hinaufblickten, irgendwo oben (wo ich eh nie hinkomme) irgendwelche Kombinationen auswendig lernten, lernte ich nur den ersten Zug auswendig. Es muss ein lustiges Bild abgegeben haben: Eine Gruppe von Kletterern steht vor der Wand, den Kopf in den Nacken gelegt - bis auf einen, der schaut nur nach unten.
Tja, und ich schaffte ihn, diesen ersten Zug. Ich gehörte zu denen, die aus dem Orchestergraben herauskamen. Danach kam eine Querung,  bei der ich keine Chance sah und deswegen sprang ich vom ersten Griff der Querung nach oben und war daher (es zählte damals die Höhe)  weiter als alle, die in dieser Querung runterfielen.
Somit war ich das erste und einzige Mal im Halbfinale und wurde sogar - für meine Begriffe unglaublicher - 16. in der Gesamtwertung.
Damals konnte ich bestenfalls 7+ klettern.
Ich habe daher an Mayrhofen sehr schöne Erinnerungen.
Im Gegensatz zu den Zuschauern, die von den meisten Athleten nur die rechte Hand über die Grabenkante auf- und sofort wieder abtauchen sahen.

Donnerstag, 7. Februar 2019

Däumling-Klettersteig im Winter

Pistenfahren ist langweilig, der Tiefschnee ist schlecht, Zeit für ein Abenteuer. Der Däumling-Klettersteig hat mich schon länger angelacht.

Er führt über diesen Grat auf den Gartnerkogel:

 Ich plante, bis zur dritten Seilbrücke zu klettern und von dort abzuseilen:
 ... und ich hatte Gelegenheit, neue Teile auszuprobieren. Je mehr meine Kraft nachlässt, desto mehr muss ich Gewicht sparen.
So nehme ich 30 m 6 mm Dyneemaseil, einen Escaper, mit dem ich die vollen 30 m abseilen kann, einen Leichtgurt, Leichtsteigeisen, Leicht-Biwaksack.

 Weiters Mini-Stirnlampe, Ersatzaugengläser, natürlich Schaufel, Sonde, VSGerät.
Statt des Klettersteigsets etwas selbstgebasteltes und eine Bandschlinge. Einen Schraubkarabiner zum Abseilen.
Passt alles in einen kleinen Rucksack, mitsamt den Bergschuhen.



Bis zum Anseilplatz gehts mit Liften und Alpinski, dort wechsle ich auf "Hochalpin".
Die Steigeisen erweisen sich als tauglich und auch notwendig. 

Einige Passagen gehe ich drei Mal, weil ich ein Video drehen möchte. Zum Beispiel die erste Seilbrücke.

 Wo es schneefrei ist, gehts gemütlich dahin, am unangenehmsten sind glatte, geneigte Platten. Ich denke, es wäre besser gewesen, die Steigeisen anzulassen.





 Das Abseilen mit dem Escaper ist spannend, hat aber gut geklappt. 
Nachteil ist, dass er sich leichter verängen kann als nur ein Seilende.
 







Die Tour war ziemlich anspruchsvoll und ist im Winter kein Nachmittagsspaziergang. Ich war einigermaßen gefordert.

Und hier ist das Video:  
https://youtu.be/tPBkCpmTu8U


https://youtu.be/tPBkCpmTu8U







Montag, 5. November 2018

Analyse einer Rettung im Hochseilgarten

Es war einer dieser chill-out Tage, wo man mit der Arbeit fertig ist und sich fragt: Was mache ich heute den ganzen Tag? Ich hatte meine Inspektion beendet, genoss die Pufferzeit und schrieb am Bericht. Nebenbei fand ein Train the Trainer statt.
Eigentlich hatte ich beschlossen, ins nahe Wirtshaus auf einen Latte Macchiato zu gehen, aber aus einem unerfindlichen Grund (meine Freunde kennen das schon …. die Stimmen in meinem Kopf …) blieb ich auf der unbequemen Treppe sitzen.
Der Tag sollte eine ganz andere Wendung nehmen.
Vorweg: Das meiste, was in Seilgärten mit Rettung bezeichnet wird, verdient diesen Namen nicht und ist ganz normale betriebsbedingte Unterstützung: Hinunterlassen von Plattformen und ähnliches.
Rettung bedeutet: Unvorhergesehen, unplanbar und lebensbedrohlich, daher hoher Zeitdruck.
Die Natur gibt uns folgende Zeitvorgaben: Atemstillstand, Herzstillstand: Maximal 3 Minuten bis zur Reanimation. Hängetrauma ca. 15 Minuten. Diese 15 Minuten beginnen zu laufen, sobald der Hängende die Beine nicht mehr bewegen kann (Muskelpumpe und so) und langsam „unklar“, eindeutig erschöpft wird.
So – ich saß auf meinem Basislager, schrieb relaxed auf meinem PC, genoss die Natur, als jemand zu mir kam und fragte, ob ich ein Rescue Kit hätte. Ich sagte nein. Das Problem: „Dort hängt schon einer seit 7 Minuten und wir müssen ihn schnell runterkriegen".
Offensichtlich war das nun meine Aufgabe. Denn: „Ich glaube, ich kann eins zusammenstellen.“ Von null auf hundert, Kaltstart. Ich sprang in meinen Gurt, Helm, nahm meinen Rucksack, wo ich 15 m 6mm Dyneemaseil habe und ging Richtung Verunglückten. 
In diesem Bild sieht man meine beschränkte Ausrüstung.


 Dazu hatte ich noch dieses Seil:

Dabei ging ich in Gedanken alles durch. Wichtig war, den richtigen Parcours zu erwischen. Das gelang mir auch mit Doppelcheck.
Dank meiner Einhandrolle war ich in 1 Minute beim Verunglückten. Ein anderer Teilnehmer war bei ihm, auf der Plattform, aber da der Verunglückte an die 100 kg hat, ist es ihm nicht gelungen, ihn auf die Plattform zu ziehen.
Das wichtigste ist, vor allen anderen Aktionen dem Hängenden eine Steigschlinge zu geben: Das ist eine Bandschlinge 80 cm mit Schnappkarabiner, die man irgendwo in das Verbindungsmittel einhängt, damit er entlasten kann. Leider ist das nicht Standard, denn das hätte viele Probleme erspart, wenn der Kollege auf der Plattform das sofort gemacht hätte.
Gut. Schlinge. Reinsteigen. Es war aber sofort klar: Das geht nicht mehr. Auch gut, oder eigentlich: Ganz schlecht. Umschalten auf „so rasch wie möglich auf sicheren Grund bringen.“ Ich wusste, ich hatte nur einen Versuch, ihn auf die Plattform zu ziehen, ansonsten wäre runterschneiden angesagt.
Obwohl ich von der falschen Seite gekommen war, gelang es zu zweit unter Aufbietung aller Kräfte ihn auf die Plattform zu ziehen. Er saß dort sehr erschöpft. Nun ist eine Plattform kein Platz für eventuelle Erste Hilfe (so mit Wiederbelebung usw.), daher ließ ich ihn mittels HMS hinunter. Ein anderer Trainer hatte unten einen Backup-HMS, daher konnte ich den TN von der Plattform lassen.
Soweit so gut.
Es ist phänomenal, wie viele Fehler man macht, die meines Erachtens nicht vermeidbar sind. Ich hatte überlegt, von welcher Seite ich komme. Eine Zipline hinaufhangeln und 2 Elemente gehen, oder normaler Einstieg und über 8 Elemente? Entscheidung die 8 Elemente. Das Problem: ich hatte mir die falsche Frage gestellt und endete auf der falschen Seite des Verunfallten. Es war reines Glück, dass ich ihn dennoch mit Hilfe raufziehen konnte. Wenn ich von der anderen Seite gekommen wäre, wäre das deutlich einfacher gewesen.
Falsche Frage: Wie komme ich am besten zum Verunfallten?
Richtige Frage: Wie komme ich zu der Stelle, wo ich am besten retten kann?
Der erste Versuch gelang, und das wäre auch der letzte gewesen. Die nächste Lösung wäre nur ihn abzuschneiden. Denn aus fast nix einen Flaschenzug oder eine Wippe bauen, womit ich eine 100-Kilo-Person heben kann, hätte zu lange gedauert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ausreichend Material gehabt hätte, ihn aus den Verbindungsmitteln zu heben.
Okay, Schneiden, ich habe immer einen Leatherman mit. Ooops … mit? Der lag sehr gut auf der Plattform in einem anderen Rucksack. Das hatte natürlich seine Gründe, aber die sind Nebensache.
Na gut, es hätte 5 Minuten gedauert, jemanden hinzuschicken und zur Plattform hinaufzuziehen, aber das könnten 5 Minuten zu viel sein. Und im Stress gelingen den umstehenden Leuten die einfachsten Handgriffe nicht, wie ich aus einem vorangegangenen Unfall weiß.
Das wird mir nicht mehr passieren: 


So – nun die Analyse:
1.       Immer, wirklich immer das Material beisammen haben, egal, wo man ist, ob man überhaupt „in charge“ ist. Willst du retten, musst du Zeug haben.
2.       Es hilft eine Checkliste für „Jemand hängt irgendwo“:
A) Material -à Gurt, Helm, Karabiner, Seil, Schlingen, Messer.
B) Richtiger Einstieg: Von wo kann ich am besten helfen?
C) Sofort Steigschlinge geben und sagen „Aufstehen“. Beim Hängen das Wichtigste. Solange der andere aufstehen kann, ist es etwas entspannter.
D) Kann ich ihn zur Plattform ziehen? Wenn ja, Tu‘s, wenn nein: Schneiden und runterlassen. Es sei denn, du hast eine schnellere Entlastungsmöglichkeit als Schneiden.
E) unten angekommen ganz normale Erste Hilfe. Die kruden Regeln, wie nur nicht hinlegen bis sogar „waagrecht hängen lassen bis die Rettung da ist“ (ja das gibt’s!) vergessen. Sitzen lassen oder hinlegen, wenn bei Bewusstsein. ABC wenn bewusstlos.

Thats it.

Und es ist immer wieder spannend, wie aufregend so etwas ist, wenns einmal ernst wird. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und ich machte viele kleine Fehler.
Die halte ich für unvermeidbar, daher sind folgende Kompetenzen für Retter wichtig:
1.       Umgang mit Unvorhersehbarem. Viele Situationen mit verteilten Rollen durchspielen, als ob‘s ernst wäre.
2.       Lernen, ohne Hilfe zu arbeiten
3.       Fehlerkompetenz (z.B. sich auch nicht durch schwere Eigenfehler nicht rausbringen lassen)
Und für mich persönlich gilt: Pass auf vor allem bei Train the Trainerkursen. Alle drei Rettungen waren bei Trainerausbildungen – bei einer Zielgruppe, wo man es nicht erwartet.

Hier ist meine Checkliste in meinem Materialsack:

PS.: Bei Retterausbildungen wird einem eingebläut,  dass man Hängetraumatisierte nur ja nicht hinlegen darf. Das hat sich nun als modernes Märchen entpullt, mehr als 40 Jahre nachdem es das erste mal erzählt wurde.

PPS.: Das Lustigste zum Schluss. jeder fragt sich natürlich: Wo war der Rettungssack?
Der ist absichtlich im Office gelassen worden, damit er nicht gestohlen wird. 
Niemand hat an diesem Tag mit einer Rettung gerechnet.

Sonntag, 22. April 2018

Wieder einmal Südkorea

Südkorea finde ich sympathisch. Es gibt hier keine Kriminalität, die meisten Leute sind sehr freundlich und höflich. Lobbyismus ist verboten.
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass das Land vor ein paar Jahrzehnten Agrarland mit Hungersnöten war.

Wenn man sich den Städten nähert, wirkt es wie in einem Science Fiction Film.

Der US amerikanische Einfluss ist unübersehbar, macht für Langnasen das Navigieren aber erst möglich.

 Die Industrie ist enorm. Ich schätze alles, was auf dem Bild grau ist, ist Industrie, das meiste petrochemisch.
 Hier wird das ganze Plastik für unsere Ozeane erzeugt.

In Korea selbst ist aber vorbildliche Mülltrennung.

Aber jetzt kommen ein paar praktische Tipps:
Hotel bedeutet nicht automatisch, dass auch das Bett überzogen wurde. Was man da macht? Ich habe zwei Bademäntel gefunden, und zwischen denen geschlafen.
Ich bin nicht dahintergekommen, wie das  Warmwasser in der Badewanne funktioniert. Ich denke, was ich gemacht habe ist nicht vorgesehen. Nicht jeder hat ein Schnürl mit.

Nicht erschrecken. Es ist nicht so, wie Du glaubst. Es ist ganz was anderes. Was, weiß ich nicht zuverlässig.



Und dieses Zeichen dürfte Dusche bedeuten. Es ist zwar nicht sehr bequem, aber das Wasser beginnt automatisch.

 Man muss sich nur gut in der Dusche an die Wand lehnen, dann wird man nass. Bei mir war das Wasser immer kalt.

Aber alles in allem ist die Republik Korea das geschmückteste Land, das ich kenne. Überall sind wunderschöne Gärten, die Straßenränder mit prachtvollen Blumenbeeten geschmückt, Bonsaiafrtige Baumschnitte ... 

Ich werde wahrscheinlich wieder kommen.

Mittwoch, 3. Januar 2018

James Skone - einer meiner Lehrmeister



Ich hatte heute, am dritten Tag des Jahres 2018, das Vergnügen, mit James eine gemütliche Jause zu verbringen.
Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich ihn um 1975 das erste Mal sah: Am Peilstein führte er gerade die Teilnehmer eines Kletterkurses der UTA (Das war die Universitäts-Turnanstalt, heute heißt das USI - Universitäts-Sportinstitut. Man sagt, der damalige Direktor wollte es umbenennen, weil seine Frau es überdrüssig war, sagen zu müssen "Mein Mann ist in der Anstalt").
Ich war jedenfalls von der Arbeit, die James mit Hingabe erfüllte,  so inspiriert, dass ich beschloss, auch Bergführer zu werden.
James war Industriedesigner, und er ist der kreativste Mensch, den ich kenne. Eine Autofahrt mit ihm - sagen wir - von Wien ins Altmühltal ist eine Reise in eine unglaubliche Ideenwelt - es ist kein Sprudeln, es ist ein Schwall an Ideen, wo ich lernte, sämtliche Denklimits abzulegen.
Warum schreibe ich Altmühltal? Weil mich James 1981 zum berühmten Kletterertreffen in Konstein mitnahm, wo offiziell das Sportklettern aus der Taufe gehoben wurde und dazu Legenden wie John Bachar eingeladen waren. Ich war somit Dank James bei einigen geschichtsträchtigen Ereignissen. Er war zum Beispiel auch maßgeblich an der Entwicklung des Wasserfallkletterns beteiligt.

James und Erich Lackner bildeten ein unglaubliches Team: Die Ideenwelt von James und die Durchschlagskraft von Erich ließ am USI Wien eine alpine Methodik entstehen, die ihrer Zeit Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus war. Als junger Bergführer am USI begleitete ich Seilschafrten beim selbständigen Klettern, wo beide Schüler abwechselnd vorstiegen - üblich war damals aber z.B. bei Alpenvereinskursen: Der Bergführer steigt mit 2-3 Leuten am Seil vor, und das nennt man Kletterkurs.

Eines Tages kam er mit seltsamen Eisenteilen am Schnürl vorbei, die er Klemmkeile nannte. Eine Revolution, vorher gabs ja nur Haken (auf der gesamten Vegetarierkante  am Peilstein z.B. nur einen einzigen).
Er hatte die Dinger aus England, wo er einige Zeit gelebt hatte, mitgebracht. James stellte das z.B. so dar:


Damit waren Stürze als Seilerster nicht mehr unbedingt tödlich.
Bald hatte ich das Vergnügen, mit James zu klettern. Legendär waren unsere Ausflüge in den Sandstein: Hinter "Foast mit in Sandstaa" verbarg sich ein Ausflug ins ungesicherte Unkletterbare. Hier im Bild mit seiner Frau Krista, muss Ende der 1970er gewesen sein ....
Ein einschneidendes Erlebnis war, daß ich bei einem Riss, der nicht einmal den obersten Schwierigkeitsgrad trug, nicht einmal vom Boden abhob - und das Ding war 60 Meter hoch mit einem einzigen Ring in der Mitte.
Der Turm heißt übrigens Rakev - "Sarg".
In diesem fast 40 Jahre alten Super-8-Film sieht man James und mich im Sandstein:
https://youtu.be/zzjRozC0zVk

Dass ich dann, motiviert intensiv Rissklettern trainierend,  8 Jahre später alle diese Risse geklettert bin, verdanke ich diesem denkwürdigen "Fail", den es nicht gegeben hätte, hätte mich James nicht mitgenommen.

James hat die Kletterszene am Peilstein aufgemischt und einige Durchbrüche erzielt. Vorstöße in den 7ten Grad gingen auf sein Konto.
Dass dabei der Spaß nicht zu kurz kam, ist glaube ich auf dem Bild oben gut zu erkennen.
Ein Glanzstück finde ich immer noch den Pan Galactic Gargle Blaster. Hinter dem seltsamen Namen verbirgt sich die Wiener Antwort auf den Drogenkult im Camp 4 im Yosemite Valley:
Dort lasen die Kletterer Carlos Castaneda, rauchten sich ein und benannten ihre Erstbegehungen nach Castanedas Buchtiteln (Separate Reality, Tales of Power usw.). James` Antwort war: "Wir lesen den Hitch Hikers Guide to the Galaxy von Douglas Adams, und ich nenne den ersten Achter am Peilstein nach dem Kultgetränk des Romans "Pan Galactic Gargle Blaster". Weil wir nehmen keine Drogen sondern gehen zum Heurigen."
James als Engländer konnte den Wiener Schmäh sehr treffend umsetzen.
Das waren nur ein paar Mosaikksteinchen des Einflusses, den James auf mich hatte. Ich war ja durchaus geprägt von der "Siegen oder Sterben"-Heroik. James gab mir einen deutlichen Schubs in eine Leichtigkeit, die mir sehr guttat.
Dafür und für alles, was ich von Dir gelernt habe, möchte ich mich mit diesem Artikel bedanken.

Donnerstag, 5. Oktober 2017

Rumänien ländlich

Eine Reise Richtung Bulgarien führte mich über Rumänien. Ich wollte einen Teil des Landes kennenlernen, der von Touristen vermutlich nicht überlaufen ist.
Das war auch so. Der erste Eindruck: Sehr ländlich. Das Pferdefuhrwerk ist ein sehr übliches Verkehrsmittel, die Straßen sind in teilweise schlimmem Zustand. Über 40 km bin ich größtenteils nur im Schrittempo schlingelschlangel zwischen Schlaglöchern gefahren, die mein Auto nur mühevoll bewältigen würde.
Dieses Loch war aber schon extrem.
Was mir leider sofort auffällt ist der allgegenwärtige Müll. Es scheinen die Autofahrer den Müll einfach aus dem Fenster zu werfen, er liegt so gut wie überall.
Wobei nicht alles verfällt, einige Häuser sind sehr schön hergerichtet.
... und natürlich auch die Friedhöfe. Insgesamt sehe ich vorwiegend alte Menschen.
Die wenigen, zu denen ich Kontakt hatte, waren sehr freundlich.

Natürlich möchte ich auch was von der Natur sehen.



Ein Schild lädt zu einem verführerisch klingenden Ort ein:
Da der örtliche Bauer seine Jacke über den Wegweiser gehängt hat, wirds eine längere Wanderung inklusive Flussdurchquerung, die mir noch lieber als die anschließende Überquerung war.
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht ein bisserl übertreiben mit unseren DIN ISO Klemmenundallesandere-Normen: Hält.
Mehr zufällig finde ich dann den interessanten See (größte Karstsee Rumäniens).

Schließlich komme ich an die Donau, Erinnerungen werden wach, als Patrick und ich dort auf unsere Schleusung durchs Kraftwerk im Eisernen Tor warteten.
An der Grenze nach Bulgarien sind 20 Autos vor mir, nach einer Stunde Wartezeit gehts über die Brücke ins nächste Land.
Das aber ist eine andere Geschichte.