Ich hatte heute, am dritten Tag des Jahres 2018, das Vergnügen, mit James eine gemütliche Jause zu verbringen.
Ich erinnere mich noch sehr genau, als ich ihn um 1975 das erste Mal sah: Am Peilstein führte er gerade die Teilnehmer eines Kletterkurses der UTA (Das war die Universitäts-Turnanstalt, heute heißt das USI - Universitäts-Sportinstitut. Man sagt, der damalige Direktor wollte es umbenennen, weil seine Frau es überdrüssig war, sagen zu müssen "Mein Mann ist in der Anstalt").
Ich war jedenfalls von der Arbeit, die James mit Hingabe erfüllte, so inspiriert, dass ich beschloss, auch Bergführer zu werden.
James war Industriedesigner, und er ist der kreativste Mensch, den ich kenne. Eine Autofahrt mit ihm - sagen wir - von Wien ins Altmühltal ist eine Reise in eine unglaubliche Ideenwelt - es ist kein Sprudeln, es ist ein Schwall an Ideen, wo ich lernte, sämtliche Denklimits abzulegen.
Warum schreibe ich Altmühltal? Weil mich James 1981 zum berühmten Kletterertreffen in Konstein mitnahm, wo offiziell das Sportklettern aus der Taufe gehoben wurde und dazu Legenden wie John Bachar eingeladen waren. Ich war somit Dank James bei einigen geschichtsträchtigen Ereignissen. Er war zum Beispiel auch maßgeblich an der Entwicklung des Wasserfallkletterns beteiligt.
James und Erich Lackner bildeten ein unglaubliches Team: Die Ideenwelt von James und die Durchschlagskraft von Erich ließ am USI Wien eine alpine Methodik entstehen, die ihrer Zeit Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus war. Als junger Bergführer am USI begleitete ich Seilschafrten beim selbständigen Klettern, wo beide Schüler abwechselnd vorstiegen - üblich war damals aber z.B. bei Alpenvereinskursen: Der Bergführer steigt mit 2-3 Leuten am Seil vor, und das nennt man Kletterkurs.
Eines Tages kam er mit seltsamen Eisenteilen am Schnürl vorbei, die er Klemmkeile nannte. Eine Revolution, vorher gabs ja nur Haken (auf der gesamten Vegetarierkante am Peilstein z.B. nur einen einzigen).
Er hatte die Dinger aus England, wo er einige Zeit gelebt hatte, mitgebracht. James stellte das z.B. so dar:
Damit waren Stürze als Seilerster nicht mehr unbedingt tödlich.
Bald hatte ich das Vergnügen, mit James zu klettern. Legendär waren unsere Ausflüge in den Sandstein: Hinter "Foast mit in Sandstaa" verbarg sich ein Ausflug ins ungesicherte Unkletterbare. Hier im Bild mit seiner Frau Krista, muss Ende der 1970er gewesen sein ....
Ein einschneidendes Erlebnis war, daß ich bei einem Riss, der nicht einmal den obersten Schwierigkeitsgrad trug, nicht einmal vom Boden abhob - und das Ding war 60 Meter hoch mit einem einzigen Ring in der Mitte.
Der Turm heißt übrigens Rakev - "Sarg".
In diesem fast 40 Jahre alten Super-8-Film sieht man James und mich im Sandstein:
https://youtu.be/zzjRozC0zVk
Dass ich dann, motiviert intensiv Rissklettern trainierend, 8 Jahre später alle diese Risse geklettert bin, verdanke ich diesem denkwürdigen "Fail", den es nicht gegeben hätte, hätte mich James nicht mitgenommen.
James hat die Kletterszene am Peilstein aufgemischt und einige Durchbrüche erzielt. Vorstöße in den 7ten Grad gingen auf sein Konto.
Dass dabei der Spaß nicht zu kurz kam, ist glaube ich auf dem Bild oben gut zu erkennen.
Ein Glanzstück finde ich immer noch den Pan Galactic Gargle Blaster. Hinter dem seltsamen Namen verbirgt sich die Wiener Antwort auf den Drogenkult im Camp 4 im Yosemite Valley:
Dort lasen die Kletterer Carlos Castaneda, rauchten sich ein und benannten ihre Erstbegehungen nach Castanedas Buchtiteln (Separate Reality, Tales of Power usw.). James` Antwort war: "Wir lesen den Hitch Hikers Guide to the Galaxy von Douglas Adams, und ich nenne den ersten Achter am Peilstein nach dem Kultgetränk des Romans "Pan Galactic Gargle Blaster". Weil wir nehmen keine Drogen sondern gehen zum Heurigen."
James als Engländer konnte den Wiener Schmäh sehr treffend umsetzen.
Das waren nur ein paar Mosaikksteinchen des Einflusses, den James auf mich hatte. Ich war ja durchaus geprägt von der "Siegen oder Sterben"-Heroik. James gab mir einen deutlichen Schubs in eine Leichtigkeit, die mir sehr guttat.
Dafür und für alles, was ich von Dir gelernt habe, möchte ich mich mit diesem Artikel bedanken.
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