Ich möchte hier über eine Art Reise berichten, die genau vor
einem Jahr stattfand.
Wer kennt den Film "Die fantastische Reise"? Als Kind war ich, angeregt durch den Film, fasziniert von der Idee, ins Innere eines Körpers reisen zu können. Damals war nicht vorhersehbar, dass es 50 Jahre später möglich ist, in den eigenen Körper zu reisen.
Warum ich das schreibe? Weil ich Dich vielleicht motivieren
kann, das Richtige zu machen, Zeichen in Deinem Körper ernst zu nehmen, Dich im
Krankenhaus nicht abschasseln zu lassen.
Im Frühjahr war ich einige Zeit krank gewesen, starker Husten, Grippe, deswegen
dachte ich mir nicht viel dabei, als ich beim Fußballspielen Kreislaufprobleme
bekam und beschloss, ins Tor zu gehen. Ein leichtes Ziehen in der Brust bei
Belastung.
Eine Woche später fuhr ich nach Holland, um einige Seilgarteninspektionen
zu machen. Bei Klettern spürte ich Schmerzen in der Brust. In den folgenden
Tagen hatte ich immer bei Kreislaufbelastung diese unangenehmen Schmerzen, die
aber bei Beruhigung wieder verschwanden. Was mir Sorgen bereitete: Die
Schmerzen traten von Tag zu Tag bei geringerer Belastung auf. Bei der letzten Inspektion musste ich
ziemlich anstrengend 15 Meter hinaufklettern und dachte mir oben: Hoffentlich
kriegst Du jetzt keinen Herzinfarkt, hier kriegt dich keiner so schnell runter.
Das mit dem Herzinfarkt ist eben schnell einmal hingesagt.
Ich fuhr danach nach Saalfelden, weil ich dort einen Vortrag
hielt. Als ich am Morgen des 10. Mai aufstand, bekam ich schon vom Aufstehen und
Stiegensteigen diese Schmerzen. Ich wusste, ich muss heute ins Spital um
auszuschließen, dass es etwas Ernstes ist. Man verdrängt eben leicht das
Offensichtliche, will es nicht wahrhaben. Unter uns gesagt: Die Symptome waren eindeutig, für mich klar diagnostizierbar.
Ich musste mich ziemlich motivieren und konzentrieren, meinen Vortrag hinzubekommen. Dann verabschiedete ich mich und fuhr die paar Kilometer ins Krankenhaus Zell am See.
Ich musste mich ziemlich motivieren und konzentrieren, meinen Vortrag hinzubekommen. Dann verabschiedete ich mich und fuhr die paar Kilometer ins Krankenhaus Zell am See.
Ich marschierte rein und sagte beim Portier: „Ich glaube,
ich habe ein akutes Herzproblem.“ Er
deutete auf die Treppen und sagte: „Dort hinauf bitte in den ersten Stock.“ Ich
musste lachen, hatte nämlich genau mit diesem Slapstick gerechnet, aber es war
trotzdem lustig, dass der Portier so gut mitspielte. Bei akutem Herzproblem ist
die Erste Hilfe also Stiegensteigen … nicht etwa hinsetzen.
Ich schleppte mich in den ersten Stock und wiederholte
meinen Satz. Die freundlichen Schwestern setzten mich auf ein Bett und nahmen
mir Blut ab.
Nach einiger Zeit kam eine Ärztin und sagte: „Sie haben
Verdacht auf Herzinfarkt“. Ooops ... Es dauert, bis so eine Message sickert. Nun musste ich mich hinlegen, sie wollten mir
Sauerstoff geben. Ich sagte „Wie geht’s weiter?“ Sie sagte: „Jetzt am
Wochenende ist niemand da, wir können erst am Montag nachschauen.“
Ich sagte: „Ich warte doch nicht hier ein Wochenende. Bitte
sagen Sie mir, wo ein Krankenhaus ist, wo jemand was tun kann. Ich gehe auf
Revers raus und fahre selbst dort hin.“
Das war ihnen dann doch zu heiß und sie organisierten eine
Rettungsfahrt ins Landeskrankenhaus Salzburg. Eine Stunde später lag ich im
Krankenwagen am Tropf, der begleitende Arzt war sehr nett.
Ich möchte die Geschichte kurz machen: Eine Stunde später lag ich am Operationstisch
und der Herzspezialist schob mir einen Katheter ins Herz. Ein Grenzerlebnis der
anderen Art. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich das mit dem Herzinfarkt immer
noch nicht glauben. Ich schaute am Bildschirm fasziniert zu, sah mein Herz
schlagen, bewunderte die Verwirbelungen des Kontrastmittels.
Plötzlich sagte der behandelnde Arzt: „Massiver Verschluss
der XY Arterie (XY steht für einen lateinischen Namen). Ich blickte auf den Schirm und
wusste sofort: Das ist ernst.
Nur mehr ein ganz ganz feiner Blutfaden versorgte gerade
noch den vorderen Teil des Herzens.
Wer es nicht erkennt: Hier sollte die Arterie so dick sein wie neben dem dünnen Faden.
Dann ging es zu wie beim Formel-1-Reifenwechsel. Das Anbringen des Stent war ein wirkliches
Grenzerlebnis, wo ich dauernd damit kämpfte, nicht wegzukippen. Ich muss aber sagen: Es war faszinierend, einem
hochprofessionellen Team zuzuschauen und zuzuhören. Da saß jeder Handgriff in
einer hochkomplexen Prozedur. Ich hatte
auch das große Glück, dass der Top-Spezialist am Samstag Dienst hatte.
Das abschließende Bild zeigt, dass wieder alles in Ordnung ist ... naja, es ist repariert.
Der Arzt sagte mir dann, dass es gut war, dass ich darauf
bestanden hatte, sofort etwas zu tun, da ich das Wochenende mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überlebt
hätte. Und wenn, dann hätte ich den Rest meines Lebens massive Probleme gehabt.
Und der Verschluss wäre in den letzten paar Wochen entstanden, ganz frisch. Warum könne er
auch nicht sagen.
Die darauffolgenden Monate waren nicht leicht. Körperlich sehr
geschwächt, psychisch nicht gut drauf. Ich würde es charakterisieren: Es ist
gegangen, es war ok. Die Alternative wäre ja ganz anders gewesen. Mein
Blutdruck pendelte um die 50 zu 80 (statt 80 zu 120), nach dem Motto: Je
niedriger desto gut.
Vor zwei Wochen habe
ich die Medikamente abgesetzt, und das tut mir sehr gut: Die Hälfte der Tabletten hat
als Nebenwirkung Depression, und ich spüre sehr deutlich, wie Lebensfreude und
Motivation gestiegen sind. Und ich bin nicht mehr übersät mit blauen Flecken.
Ich schreibe diesen Post, weil ich Dich motivieren möchte, Zeichen
Deines Körpers ernst zu nehmen, nicht zu verdrängen. Bei Beschwerden gleich ins
beste Krankenhaus, nicht ins Provinzkrankenhaus zu gehen und dort auf einer
guten Behandlung zu bestehen.
Ich danke allen, die mich in der Zeit unterstützt haben, vor allem den mir nahestehenden Menschen, die mich erleben ließen, wie wichtig ich ihnen bin. Ich verspreche Euch, dass ich mich ins Zeug lege, um noch einige Zeit hierzubleiben.
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