Wir schreiben Mittwoch, den 29. Mai. Ich sitze im Auto in Richtung Holland und höre Nachrichten. Es wird eine Unwetterwanrnung herausgegeben. Über hundert Liter pro Quadratmeter für den Süden Deutschland, Überschwemmungsgefahr. Ich interpretiere das so: Es besteht die Gefahr von Überschwemmungen.
Ich höre auf der langen Reise diese Warnung jede Stunde.
2 Tage lang.
Dann kommt die Flut, wie seit Tagen vorhergesagt.
Eine Woche nach der ersten Warnung regt sich jemand im Fernsehen auf, dass die Behörden zu spät/zuwenig usw. gewarnt hatten.
Wie warnen Behörden? Mit Luftschutz-Sirenen?
Für mich stellt sich die Frage, warum es nicht ausreicht, im Radio zu warnen.
Ist es wirklich das versagen der Behörden (welcher übrigens), wenn die Leute nicht einmal 1 x / Tag das Radio aufdrehen?
1 Woche später. Das im Radio seit 1 Woche angesagte Hochwasser hat zu Überschwemmungen geführt und zu Schäden. Es ist spannend: Die meisten Leute haben nicht reagiert. Manche schon. Ein Hotel hat alles abgedichtet und eine Pumpe läuft. Ein anderes hat abgedichtet und das untere Geschoß mit klarem Wasser geflutet (das Problem ist nicht das Wasser, sondern der Dreck).
Manche Gemeinden haben Hochwasserschutz, benachbarte Gemeinden nicht.
Dort geben die Leute den Politikern die Schuld (und wählen sie aber im Herbst wieder).
Ich verstehe sehr gut, wenn man nichts macht, trotz Warnung. Mache ich auch oft so. Aber ich verstehe nicht, wie man dann anderen die Schuld geben kann. Wenn ich zu faul/bequem/unflexibel/realitätsverweigernd/ oder was immer bin, und eine Warnung bagatellisiere, ist das verständlich, aber wieso ist jemand anderer schuld?
Mich erinnert das an die aktuelle Finanzsituation. Dass das System zusammenbrechen wird, ist vorhergesagt. Wie ein Hochwasser kann es kommen oder auch nicht, später oder früher, stärker oder schwächer. Aber wenn es zusammenbricht, braucht man sich doch nicht zu wundern, oder? Wir alle tragen dazu bei. Immerhin wählen wir mehrheitlich wieder die Politiker, die den Zusammenbruch nicht verhindern wollen.
Genauso werden wir mehrheitlich wieder die Politiker wählen, die lieber streiten als Dämme zu bauen.
Damit wir beim nächsten Jahrhunderthochwasser in ein paar Jahren wieder jammern können.
Mittwoch, 5. Juni 2013
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